In Zeiten von COVID-19 tritt im deutschen Mittelstand die Suche der Unternehmensnachfolge häufig hinter die Frage der Existenzsicherung (Nachfolgereport, DIHK, 2020). Die kurzfristige Verschiebung geplanter Unternehmensübergaben verstärkt jedoch langfristig die Zunahme der Zahl von Altunternehmern, die eine Unternehmensnachfolge suchen (Nachfolgereport, DIHK, 2019). Gerade in Familienunternehmen spielt der Nachfolgeprozess eine zentrale Rolle, da sich dieser oftmals zeitgleich und disruptiv auf zwei Ebenen abspielt – der Eigentümer- und der Management-Ebene.
Familieninterne Nachfolgen scheitern immer öfter
Das IfM Bonn geht davon aus, dass 53 Prozent der Unternehmensnachfolgen familienintern geregelt werden. Hierzu bedarf es einerseits der Bereitschaft eines Familienmitgliedes in die Nachfolge der Unternehmensführung zu treten, andererseits der fachlichen Kompetenz des potenziellen neuen Unternehmers. Das Interesse der sogenannten Generation Y, den eigenen Bildungs- und Berufsweg innerhalb des elterlichen Unternehmens zu suchen, geht jedoch stetig zurück (Nachfolge-Monitoring Mittelstand, KfW, 2020). So scheitert die familieninterne Übernahme oftmals an der fehlenden fachlichen Qualifikation des Nachwuchses, welcher diese aufgrund anderweitiger Interessen nicht erworben hat.
Strategische Investoren bringen häufig Unruhe ins Unternehmen
Der Verkauf an einen Wettbewerber oder eine Unternehmensgruppe ist die logische Konsequenz bei fehlender familieninterner Nachfolge. Das IfM Bonn nimmt an, dass 29 Prozent der Unternehmensnachfolgen durch firmenexterne Übernahmen geregelt werden. Die Möglichkeit des Ausbaus der Marktposition oder der Stärkung des Leistungsportfolios durch einen externen Zukauf kann eine attraktive Option für strategische Investoren sein. Das Aufeinandertreffen von Verkäufer und geeignetem Käufer, in Kombination mit der Einigung auf einen für beide Seiten zufriedenstellenden Kaufpreis, stellt hierbei jedoch eine große Herausforderung dar. Zudem wirkt sich die Übernahme durch einen strategischen Investor häufig störend auf operativer Ebene aus, da das bestehende Management oftmals ausgewechselt wird oder nicht mehr frei agieren kann.
So funktioniert die MBO-Nachfolge
Ein lautloser Eigentümerwechsel durch die Übernahme des bestehenden Managements bietet eine geeignete Alternative. Das IfM Bonn geht davon aus, dass 18 Prozent der Nachfolgeregelungen firmenintern erfolgen. In einem sogenannten Management Buy Out (MBO) erwirbt das bestehende Management das Eigentum am Unternehmen und sichert die Kontinuität im operativen Betrieb. Oftmals verfügt das bestehende Management nicht über ausreichend Kapital zur Finanzierung des gesamten Kaufpreises und schließt sich daher mit einem Finanzinvestor zusammen. Markt- und Unternehmenskenntnis des bestehenden Managements ermöglichen es diesem, Maßnahmen umzusetzen, zu welchen es vorher aufgrund nicht vorhandener finanzieller Ressourcen nicht in der Lage war.
Diese Vorteile bringt der Management Buy Out
Im aktuellen Marktumfeld kann ein MBO als Nachfolgelösung die attraktive Chance einer Unternehmensübergabe unter Erhaltung der Identität bieten. Trotz Rückzug des Altunternehmers sichert das bestehende Management die Kontinuität im Tagesgeschehen und hat die Chance, das Unternehmen mit den Ressourcen eines Finanzinvestors auf eine neue Wachstumsstufe zu heben. Auf Transaktionsebene birgt ein MBO zwei wesentliche Vorteile: Zum einen kann die Due-Diligence-Phase in wesentlich verschlankter Form durchgeführt werden, zum anderen wird der Abfluss vertraulicher Informationen aus dem Unternehmen verhindert. Somit ermöglicht das bestehende Vertrauensverhältnis zwischen Management und Unternehmen eine wesentliche Senkung der Kosten und des Risikos. Die Unternehmensübergabe kann schneller und mit weniger Aufwand erfolgen.